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Schlägerdoping im Tischtennis – Ein Kommentar

Tischtennis ist ein Sport, der für seine Fairness bekannt ist. Brave Jungs eben, die diszipliniert und ruhig an der Platte stehen. Die obligatorische Entschuldigung bei Netzrollern und Kantenbällen kommt noch oben drauf. Da stellt sich schon die Frage, ob man bei der falschen Sportart gelandet ist, wenn die jüngsten Diskussionen über das „Schlägerdoping“ im Tischtennis betrachtet werden.

Was ist eure Meinung zum Schlägerdoping und Plastikball?

  • Strengere Schlägerkontrollen und Plastikball behalten (45%, 15 Votes)
  • Strengere Schlägerkontrollen und Rückkehr zum Zelluloid-Ball (36%, 12 Votes)
  • Schlägertuning legalisieren und Rückkehr zum Zelluloid-Ball (18%, 6 Votes)
  • Schlagertuning legalisieren und Plastikball behalten (0%, 0 Votes)

Teilnehmer insgesamt: 33

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Das Schlägerdoping im Profitischtennis

Richtig. Es geht um das Tunen von Tischtennisschlägern im Profibereich. Es ist nicht so, als ob das ein großes Geheimnis wäre. Schließlich boykottierte Jun Mizutani vor ein paar Jahren schon einmal die ITTF Pro Tour Events, da er sich hinsichtlich der Praktiken einiger Kollegen in der Weltelite benachteiligt gefühlt hat. Nach einigen Monaten des Streikens kehrte er, ohne Auswirkungen oder Konsequenzen für das Schlägertuning, wieder in die Box zurück.

Das große Problem: Der Nachweis. Solange die großzügigen Grenzwerte der ITTF eingehalten werden, kann ein getunter Schläger nicht aus dem Verkehr gezogen werden. Und das nutzen, allen voran die chinesischen Topstars um Ma Long und Co., aus, frei nach dem Motto: Wenn die Schläger durch die Kontrolle kommen, so sind diese auch regelkonform. Ah ja…

Das dachte sich auch jahrelang Lance Armstrong, als er bei der Tour de France von Sieg zu Sieg eilte, bis er schließlich erwischt wurde. Heute ist er alle Titel los. Ganz so schlimm ist das Schlägerdoping natürlich nicht. Schließlich muss so ein Geschoss auch erstmal kontrolliert werden.

Dieser Umstand war bis zur Einführung des Plastikballs im Profisport das Verhängnis von Ma Long. In den engen Momenten, in Halbfinals oder Finalspielen bei großen Turnieren, zog er vor der Einführung immer den kürzeren gegenüber seinen chinesischen Kollegen. Timo Boll hatte seinen Schläger bei seinem Gastspiel in der chinesischen Superliga mal getestet und für unkontrollierbar gehalten. Mit dem Plastikball jedoch, der faktisch größer ist als sein Zelluloid Pendant und daher langsamer sowie rotationsärmer, scheint sein Schläger ein willkommener Ausgleich zu sein. Was folgte war der Weltmeistertitel im vergangenen Jahr.

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Jüngste „Skandale“ um Plastikbälle und Schlägerdoping

Der Journalismus lebt von Skandalen. Tischtennis ist nicht telegen. Nein, nicht weil es Attraktivität mangelt. Es ist einfach zu brav und sauber. Da verwundert es nicht, dass, allen voran die FAZ, die Medien sich auf die neuerlichen Skandale im Tischtennis stürzen. Wenn ein Ovtcharov sich über den neuen Ball beschwert, dann könnte ja noch von einem minderschweren Bagatellunfall ausgegangen werden.

Meldet sich hingegen ein Timo Boll und sagt, dass 80 Prozent aller Profischläger unerlaubt getunt sind, dann schlägt das natürlich Wellen. Die Schlagzeile „Schlägerdoping im Tischtennis“ macht die Runde.

Ein kurzer Einwurf an dieser Stelle. Wer meint, dass Tuning verboten gehört, der sollte mal an seinem Belag riechen, wenn dieser Frisch aus der Packung kommt. FKE-Beläge der neuesten Generation wie Tibhar Evolution, Donic Bluefire, andro Rasant usw. sind alle, ganz legal, werksgetunt. Nach ein 1-2 Monaten Spielzeit lässt dieses Werkstuning nach. Ich kann niemanden verteufeln, der an dieser Stelle etwas nachhilft, damit die Beläge noch etwas länger auf maximalen Niveau gespielt werden können. Es gibt sogar eine Firma in Deutschland (nein, ihr müsst selber Google benutzen, ich habe euch nicht darauf hingewiesen, hust*), die Beläge sogar mit Gas behandeln und eingeschweißt ausliefern. Natürlich mit den schönen, teuren Kontrollgeräten nicht nachweißbar.

Wo waren wir. Ach ja. Plastikball. Langsamer. Ma Long. Ovtcharov. Boll: 80% mogeln. Es ist schön, dass den Chinesen eingestanden wird, auch ohne Tuning ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Sie könnten halt den einen oder anderen Ball nicht so spielen wie bisher. Und Bolls Schläger muss ja totaler Mist sein. Damit würden die Chinesen, mit ihrer Tuning-Technik, nur die eigene Plattenhälfte treffen. Achso, er benutzt ja die gleichen Schrottbeläge wie alle anderen Tischtennisspieler, die sich für 56,90€ ohne Rabatt einen Belag kaufen. Jetzt erklärt sich mir, warum die Chinesen keinen Ball treffen würden. Und warum ich keinen Ball treffe.

Am Ende wird die neue, durch Hubert Motschmann, Professor für chemische Physik an der Universität Regensburg, entwickelte Methode eingeführt, bei der, vereinfacht gesagt, die Katapultwirkung des Belags im Vordergrund der Untersuchung steht, und alle manipulierten Schläger kommen weiterhin durch die Kontrolle, da die festzulegende Toleranzgrenze wieder zu viel Spielraum lässt.

Doch warum haben wir das ganze Problem eigentlich? Richtig. Wegen dem Frischklebeverbot und der Einführung des Plastikballs. Die ständigen Regeländerungen der vergangenen Jahre, um Tischtennis langsamer und verständlicher zu machen, sind mehr als nur fehlgeschlagen. Es erinnert mich irgendwie an die Formel 1, die auch durch ständige Regeländerungen ihre Zuschauer verkrault. Ist ein Auto zu dominant, dann wird geschaut, worin der Vorteil liegt und das Regelwerk wird entsprechend angepasst.

So geht das auch mittlerweile im Tischtennis von statten. Ich will der ITTF nicht zu nahe treten, aber einfache, unkomplizierte und spielerfreundliche Änderungen des Reglements sehen anders aus.

Fazit: Zwei Vorschläge zum Schlägerdoping

Ich habe zwei praktikable Vorschläge. Schafft den Plastikballzwang bei internationalen Turnieren wieder ab. Wenn sich dieser gegenüber dem Zelluloidball auf natürliche Weise durchsetzt, schön, aber Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele mit einem minderwertigen Spielgerät ausfechten zu lassen, dass die Spieler verwirrt und die Qualität der Ballwechsel abnehmen hat lassen, ist unprofessionell und peinlich. Außerdem ist das Manipulationsbedürfnis mit dem Zelluloidball geringer, da von Natur aus mehr Tempo und Rotation erzeugt werden kann.

Weiterhin, Frischkleben wieder einzuführen halte ich für falsch. Wenn aber die Schadstoffgrenzwerte eingehalten werden und somit der Tischtennissport nicht gesundheitsgefährdend ist, dann spricht nichts dagegen, wenn ein Spieler seinen Belag tunen möchte, dies auch zu zulassen. Schließlich ist so ein Belag nur schwer zu kontrollieren. Ich habe letzthin gegen eine Mannschaft gespielt, die fast alle Glattantis auf der Rückhand hatten. Die haben auch noch ganz offen und stolz erklärt, wie sie ihre Antis mit Essig behandelt haben. Wer einen Mückenschutz beim Tischtennis braucht, der soll es halt haben. Und wer tunen will, der soll es doch auch tun. So kann man von dieser peinlichen Diskussion verschont werden.

Auf der anderen Seite, wenn dies so gewollt war, ist es eine clevere Strategie seitens der ITTF, da die gewünschte, mediale Aufmerksamkeit momentan vorhanden ist. Dies ist doch der optimale Zeitpunkt, um die nächste diskutable Regeländerung vorzustellen.

Bildnachweis: myTischtennis.de/Fabig

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