Die Halle ist geschlossen. Es ist warm draußen. Freibad, nein doch Eiskaffee oder Grillabend. Es kommt mir vor, als hätte ich irgendetwas vergessen. Ach ja, ich bin ja Tischtennisspieler. Aber im Sommer, ne danke. Im September lege ich wieder los. Vorher bekommt mich niemand da hin…
So denken die meisten Tischtennisspieler in den Sommermonaten nach Saisonende. Bloß nicht Tischtennis. Verständlich, hat man doch eine nervenaufreibende Saison hinter sich, Aufstieg, Abstieg, Ersatzspieler finden, Jugend betreuen, Ranglistenturniere, Spiele bis nach Mitternacht, Mannschaften aufstellen und so weiter.
Es gibt aber auch diejenigen, die nie genug vom Tischtennis bekommen können. Die auch in den Sommermonaten Fortschritte machen wollen und nicht gegen unmotivierte Gegner spielen wollen oder gar mit der Wand ein Match bestreiten möchten. Es bleiben da nicht viele Optionen. Tischtennisroboter sollen eine ganz vernünftige Möglichkeit sein, oder auf Turniere gehen? Was ist sinnvoll um mich zu verbessern?
In den folgenden Wochen möchte ich ein paar Auswahlmöglichkeiten nennen, wodurch die Sommerpause sehr effektiv gestaltet werden kann:
1) Heute im Fokus: Das Aufschlagtraining:
Ich weiß, wie langweilig. Da wäre jeder selbst drauf gekommen, bevor die Idee sofort verworfen worden wäre. Ich denke das WIE entscheidet, ob das nicht doch sehr spannend und lustig sein kann. Zunächst sollte sich jeder bewusst werden, dass 50% aller Ballwechsel mit dem eigenen Aufschlag beginnen. 50%! Der wohl wichtigste Schlag im Tischtennis muss hin und wieder trainiert werden. Dies ist der richtige Zeitpunkt.
Um einen Anhaltspunkt zu erhalten, wo ihr steht, denkt einfach mal darüber nach, welche Aufschläge ihr könnt und welche in der Vergangenheit gut für euer Spiel waren. Woran man noch arbeiten muss. Welchen Aufschlag ihr noch lernen wollt. Es kommt immer wieder vor, dass allein das Reflektieren darüber schon Wunder vollbringen kann. Ich habe das gleiche mal mit einem Jugendspieler von mir gemacht. Er hat 2-3 gute Aufschläge, wobei er einen zu 90% macht. Besonders wenn es eng wird. Gegen gute Gegner nützt ihn dieser Aufschlag nichts, da er nicht direkt in sein Topspinspiel kommt. Auf die Frage, warum er nicht einen seiner anderen beiden Aufschläge macht kam nur ein Achselzucken und die Bemerkung, dass ich das als Coach auch früher hätte sagen können. Wohl wahr, aber auch bei mir war das nicht so im Bewusstsein, da gegen schwächere Gegner sein Aufschlag gut war. Im nächsten Schritt haben wir beschlossen an seinem ersten Aufschlag zu arbeiten und mit der gleichen Anfangsbewegung eine Oberschnittvariante in sein Spiel mit einzubauen, wodurch der Aufschlag unberechenbarer wurde. In der darauf folgenden Rückrunde hat er nur noch ein Einzel verloren. Gegen einen Gegner, der noch gefährlichere Aufschläge hatte.
Es ist wichtig sich vor allem Zeit zu nehmen und experimentierfreudig zu sein, um neue Aufschläge zu kreieren. Hingegen bei der Verbesserung alter Aufschläge muss man akribisch gegen die Gewohnheiten arbeiten. Vielleicht muss man den Rhythmus der Ausholbewegung ändern, am Ballwurf arbeiten oder die Ausgangsposition wechseln. Wichtig ist es aber auch nur an einem Ziel auf einmal zu arbeiten wie Platzierung, Spin, Tempo.
Meine letzte Anregung zum Thema Aufschlag gehört eigentlich an den Anfang, hätte aber die restliche Erklärung erschwert. Ich möchte das ganze an einem Beispiel deutlich machen. In meinem Verein gibt es einen Spieler, den ich als Rückhand-Dominant bezeichnen würde. Er blockt, schupft, schießt gekonnt und zieht mit Sicherheit und Präzision auf der Rückhandseite an, wohingegen seine Vorhand weniger als durchschnittlich ist für sein Spielniveau. Er hat aber auch zwei sehr gute Aufschläge. Zum einen eine Unterschnitt-Säge lang, nicht mit Tempo anziehbar, wodurch er sofort mit der Rückhand die weichen Topspins ausblocken kann. Und dann noch mit der Rückhand einen Side-Oberschnitt Aufschlag. Ein wirklich gelungener und gefährlicher Aufschlag. Passiv retouniert kommt der Ball halblang und halbhoch auf die Vorhandseite. Manchmal frage ich mich, warum ich diesen Aufschlag nicht öfter mache (1.Phase Selbstreflektion ^^). Für ihn bringt das aber nichts. Seine Hoffnung auf diesen Aufschlag ist ein Angriff des Gegners, der die Einladung annimmt. Oftmals verziehen die Gegner dann oder er kann diese dann ausblocken. Aber wenn nicht so starke Angreifer retournieren, dann fangen diese irgenwann an den Ball einfach rüber zu schupfen und lassen ihn angreifen. So auch in einem Meisterschaftsspiel in dieser Saison. In der entscheidenden Spielphase beim Stand von 6:6 im fünften und dann 8:8 entschied er sich dreimal von vier Versuchen für diesen Aufschlag. Dreimal musste er angreifen. Zwei direkte Fehler mit der Vorhand und ein Verlust eines in der Folge längeren Ballwechsel sind das Resultat. Beim Stand von 8:8 suchte er zweimal den Punkt mit der Vorhand und war nicht erfolgreich, da es einfach nicht sein Paradeschlag ist. Das Spiel ging mit 9:11 verloren. Jetzt kann man mutmaßen, ob es mit einem anderen Aufschlag besser gelaufen wäre. Zumindest hätte er das Spiel besser über seine Rückhandseite eröffnen sollen. Die Wahrscheinlichkeit einer Punktausbeute schätze ich viel höher ein. Das bringt mich zu meiner Überlegung. Gute Aufschläge sind nicht immer gut für das eigene Spiel. Damit kann das eigene Spiel blockiert werden. Die Lösung ist entweder den Aufschlag nicht mehr zu machen oder zumindest nicht mehr so oft. Es wäre nur schade, da nicht jeder von Natur aus viele gute Aufschläge besitzt. Oder es wird versucht auf den Aufschlag aufbauend das eigene Spiel anzupassen. Im obigen Fall wohl eine Reihe von Vorhanderöffnungen im Training. Es ist so wichtig, dass ihr genau wisst, was nach eurem Aufschlag kommt. Lernt diesen zu steuern, damit ihr in euer Spiel besser kommt. Macht euch bewusst, welche Konsequenz die jeweiligen Aufschläge für die Rückschläge der Gegner haben. Legt ein Augenmerk mal darauf, warum gute Spieler in eurem Verein oder auf Turnieren in ihr Spiel kommen, wie sie es aufbauen und welche Aufschläge dabei verwendet werden.
Im Teil zwei werde ich mal die Sinnhaftigkeit von Turnieren für das eigene Training unter die Lupe nehmen und Wege aufzeigen, wie so ein Turnier mehr Nutzen geben kann.
Desweiteren könnt ihr gerne Kommentare hinterlassen, wie ihr euer Training besser gestaltet in der Sommerpause.