Die modernen Tensor-Beläge sind ja zumeist eines: Schnell. Dadurch ist ein Umstieg von einem klassischen Tischtennisbelag oftmals schwierig, da der Unterschied zwischen einem Tensorbelag und einem Klassiker einfach zu groß ist. (Wer nochmal einen Vergleich zwischen diesen Belagarten durchlesen möchte, wird im Artikel Klassiker vs. Tensor fündig.) Die Tischtennisfirma Donic hat sich Gedanken zu diesem Thema gemacht und kürzlich einen Belag entwickelt und herausgebracht, der diese Lücke schließen soll: Den Donic Desto F4.
Damit erweitert Donic die beliebte Dauerbrenner-Belagreihe Desto mit der bereits sechsten Version. Donic Desto Beläge bildeten die erste Generation von FKE-Ersatzbelägen und wurden vor einigen Jahren an den modernen technologischen Fortschritt angepasst.
Wer sich einen Donic Desto Belag kauft, den erwartet ein tempo-orientierter Tischtennisbelag, welcher einfach zu spielen ist und hauptsächlich im geradlinigen Angriffsspiel punktet. Die Spinkurven der Desto Beläge F1, F2, F3 und F3 Big Slam sind vergleichsweise flach. Allerdings unterstützt ein stark einsetzender Katapulteffekt Konter, Schuss und Blockstrategien. Das Rotationsniveau ist gut und den klassischen Belägen weit überlegen.
Gleichzeitig mit dem Donic Desto F4 habe ich auch den Donic Desto F1 Plus getestet, der, und so viel kann ich an dieser Stelle schon verraten, der schnellste Desto Belag auf dem Markt ist.
Technische Eigenschaften des Donic Desto F4
Als ich den Belag ausgepackt habe, war ich schon ein wenig überrascht. Bei allen anderen Desto Versionen wird ein stark gespanntes Obergummi verwendet, welches mit einem Schwamm ohne Poren unterlegt ist. Im Gegensatz dazu wird beim Donic Desto F4 ein orangener leicht- bis mittelporiger Schwamm verwendet, den wir von anderen modernen Tensorbelägen kennen. Das Obergummi ist griffig und transparent. Wenn Donic Desto nicht darauf stehen würde, so könnte ich den Belag nicht dieser Belagreihe zuordnen.
Der grobporige Schwamm ist sehr weich (ca. 37,5°). Die verwendete Noppenstruktur des Obergummis ist mittellang, dünn und weit auseinanderstehend angelegt. Dadurch habe ich hier einen sehr elastischen Tischtennisbelag vorliegen. Das Gewicht des Desto F4 (rot 2,0mm) beträgt mit Verpackung 95g, der ungeschnittene Belag wiegt 58g und geschnitten zeigt die Waage nur 38g an. Damit ist der F4 auch ein richtiges Leichtgewicht, was sehr erfreulich ist.
Spieleigenschaften des Donic Desto F4
Das Einkontern geht sehr einfach. Die Grundgeschwindigkeit ist moderat bis mittelschnell. Es setzt auch ein leichter Katapult ein. Die Ballkontrolle und das Ballgefühl ist sind enorm gut. Durch das weiche Spielgefühl bekomme ich eine sehr schöne Ballrückmeldung, die nicht durch einen störend starken Katapulteffekt getrübt wird.
Der Topspin und das Halbdistanzspiel
Im Topspinspiel kann mit dem Donic Desto F4 extrem weich und spinnig gezogen werden. Die Ballflugkurve ist beinahe mittelhoch, aber sehr kurz. Bis zu einem mittelschnellen Armzug kann sehr kontrolliert und präzise durchgezogen werden. Bei schnelleren Topspins fehlt die Power und Dynamik, wenngleich kaum Fehler gemacht werden. Die Topspineröffnung geht bei normalen Unterschnittbällen sehr einfach und mit einer Rotationsentwicklung. Extreme Schnittbälle können sicher entschärft werden, aber der Topspin hierbei ist kaum gefährlich und nicht sonderlich schnell.
Im Topspin-Topspinduell aus der Halbdistanz wird der Donic Desto F4 dann doch sehr langsam und ungefährlich. Es fehlt einfach die Dynamik und Power, um schnell und hart agieren zu können. Ich denke aber nicht, dass die Zielgruppe des Desto F4 viele Gegentopspins ziehen wird. Was gut finktioniert ist ein Mittelding aus Gegentopspin und Ballonabwehr. Solche gehobenen Bälle oder Spinlops können mit einer wahnsinnigen Sicherheit und rotationsstark gespielt werden. Habe damit meinen Trainingspartner auf die Palme gebracht, da er gerne beim Gegentopspin mein Tempo und meine Rotation mitnimmt. Ich habe ihn noch nie so verzweifelt und ratlos gesehen 😉
Aufschlag, Rückschlag, Block und Schuss
Aufschläge können mit dem Donic Desto F4 ganz sicher gespielt werden. Die Rotation ist gut, aber mehr auch nicht. Im Rückschlagspiel zeigt sich der Belag sehr kontrolliert. Es kann sicher geschupft werden, aber auch gefühlvoll eröffnet werden. Harte Flips über dem Tisch sind wiederrum schwierig, da der Druckpunkt im Schlag fehlt.
Im Blockspiel zeigt sich der Donic Desto F4 sehr gutmütig. Selbst bei ungenauem Balltreffpunkt und schlechtem Timing kommen die Bälle auf der anderen Plattenseite an. Der passive Block ist die große Stärke des Desto F4. Der Katapulteffekt setzt auch hier nur moderat ein. Die Spinanfälligkeit ist relativ gering. Im aktiven Blockspiel fehlt logischerweise die notwendige Härte in den Schlägen, um den Ball schnell wegzudrücken. Dazu ist der Belag einfach zu weich.
Durch das lediglich moderate Tempo ist es kaum möglich, im Schussspiel viel Druck aufzubauen. Es muss mehr auf die Platzierung gesetzt werden. In der Ballonabwehr kann sich schön eingegraben werden, wobei ich eine aktive Bewegung oder Spinlops empfehlen würde, um es für die Gegner wenigstens einigermaßen gefährlich zu machen.
Matchplay mit der Linken Hand
Ich habe mir gedacht, wenn ich schonmal einen Belag für fortgeschrittene Anfänger da habe, dann muss ich diesen gleich gegen meine Jugendlichen ausprobieren. Mit der linken Hand habe ich ein Spielniveau von ca. 1100-1150 TTR-Punkten, kann auf der Rückhand sehr sicher schupfen, blocken und moderat angreifen und auf der Vorhand den einen oder anderen Topspin ziehen, wenngleich ich oft einfach daneben haue 😀 Ich spiele ab und zu mit Links gegen meine Jugendlichen und gewinne zumeist, bis zum oben genannten Niveau, gegen diese.
Im Spiel mit der Linken Hand hat mir der Donic Desto F4 sehr gut gefallen. Ich hatte eine sehr gute Kontrolle in meinen Schlägen. Auf der Vorhand konnte ich sicher anziehen und die Bälle sind nicht hinten raus geflogen. Auf der Rückhandseite hat mir am besten das Blockspiel gefallen. Ich hatte immer die notwendige Ballsicherheit.
Fazit zum Donic Desto F4
Durch die Erfahrung mit der linken Hand erscheint zumindest mir der Donic Desto F4 in einem noch positiveren Licht. Meiner Meinung nach hat der Belag das Potential, für Jugendliche und Klassikerspieler der Umstiegs- und Übergangsbelag Nummer 1 zu Tensorbelägen zu werden. Aber auch Softbelagliebhaber, die sehr viel Ballkontrolle haben möchten, werden den Donic Desto F4 sehr gerne spielen. Das Rotationsniveau ist gut und der Belag besitzt das Feeling eines modernen Tischtennisbelag, aber deutlich entschärft.
Mit den bisherigen Desto Versionen hat der F4 nur noch den Namen gemeinsam. Dennoch wird der Belag seine Anhänger finden. Notwendig ist lediglich ein geringes Spielniveau mit einer einigermaßen ordentlichen Technik, um den Belag beherrschen zu können. Das Trainingspensum muss auch nicht sehr hoch sein. Besonders zu erwähnen ist die kostenlos mitgelieferte Belagschutzfolie. Und für nur 32,90€ UVP, was günstiger als so mancher Klassiker ist, gibt es einfach den Daumen hoch!