Seit einigen Wochen ist nun bekannt, dass das Bewertungssytem für die Berechnung der Weltrangliste ab Januar 2018 geändert wird. Damit möchte die ITTF einen weiteren Schritt hin zur Professionalisierung gehen.
Die größte Änderung ist wohl, dass es bei Niederlagen keine Punktabzüge mehr gibt. Wie im Tennis wird nun auch im Profi-Tischtennis für Platzierungen in den verschiedenen Events Punkte gesammelt, die fast ausschließlich nach 12 Monaten erlöschen. Nur die großen Turniere wie Weltmeisterschaften (24 Monate) und die Olympischen Spiele (48 Monate) vergeben Punkte, die länger gültig sind.
Interessant ist auch, dass nur die acht besten Resultate eines Kalenderjahres in die Bewertung mit einfließen. Wenn viele Turniere gespielt werden, können schlechte Leistungen ersetzt werden.
Mehr Spannung, mehr Teilnahmen, höhere Preisgelder
Wenn an die Vorteile eines solchen Weltranglistensystems gedacht wird, dann liegt es schnell auf der Hand. Die Spieler sind mehr dazu gedrängt möglichst viele Turniere zu spielen. Der ständige Verfall von Ranglistenpunkten macht es notwendig, zumindest die Leistungen aus dem Vorjahr zu bestätigen.
Es kommt ebenso nicht mehr darauf an, gegen wen ich gewinne, da es keine persönlichen Punkteausgleiche mehr gibt. Ein schlechtes Spiel in der ersten Runde eines Turniers bedeutet nicht viel, werden noch weitere World-Tour Turniere gespielt.
Eine vermehrte Teilnahme der Spitzenspieler wertet die Veranstaltungen allgemein auf. Dadurch verspricht sich die ITTF die Sponsorengelder dauerhaft erhöhen zu können. Die doppelte Verstärkung des Anreizes Turniere zu spielen und zwar erfolgreich könnte auch für den Zuschauer weitere Spannung versprechen.
Verletzungspech und nationale Ligen
Verletzungen sind im Leistungssport allgegenwärtig. Zuletzt hat es auch Zhang Jike erwischt, der nicht einmal die Chinese Trials bestreiten konnte.
Nach dem neuen System trifft das Verletzungspech den betroffenen Sportler bzw. die Nationmannschaften stärker. Denn längere Pausen führen zu einem rapiden Fall in der Weltrangliste. Die Setzpositionen für große Turniere in den Einzel- und Mannschaftwettbewerben werden durcheinander gewirbelt.
Zudem sind längere, trainingsintensive Phasen, wie es z.B. Timo Boll in den letzten Jahren praktiziert hat, verbunden mit dem vollen Fokus auf die großen Turniere, kaum noch umsetzbar.
Ein weiterer Punkt ist die offensichtliche Abwertung der nationalen Ligen. Formate wie die chinesische Superliga oder die neue Profiliga T2APAC werden sich auch weiterhin großer Beliebheit erfreuen. Aber die Tischtennisbundesliga wird sich umschauen müssen, wenn ihre Spieler vermehrt auf World-Tour Turnieren unterwegs sind.
Fazit
Wenn ich die aktuelle und die neue Weltrangliste so miteinander vergleiche, dann gibt es prinzipiell nicht so viele Änderungen. Die Chinesen sind weiter führend. Wer gutes Tischtennis spielt, ist auch weiterhin gut. Doch in einzelnen Fällen, wie eben bei Timo Boll, kann es zu größeren Schwankungen kommen.
Meiner Ansicht nach überwiegen die Vorteile des Leistungsprinzips. Vor allem im Hinblick auf eine Professionalisierung des Proftischtennis und dessen Aufwertung in der weltweiten Wahrnehmung. Ein Allheilmittel für alle Probleme, die der Tischtennissport hat, besonders mit dem Blick auf das mediale Interesse außerhalb Asiens, ist das neue Weltranglistensystems sicherlich nicht. Doch schaden kann es nicht, wenn die Topstars der Szene vermehrt an internationalen Turnieren teilnehmen müssen.