Wer dieses Jahr auf die Neuheitenliste der Tischtennismarke andro geschaut hat, wird schnell feststellen, dass eher moderate Beläge auf den Markt gebracht wurden. Der andro GTT 45 ist einer von diesen Belägen. In der neuen Produktfamilie gibt es zudem noch eine weichere Version, den andro GTT 40.
Damit will andro die Nachfrage nach Tensorbelägen mit moderatem FKE bedienen. Dieses Belagsegment ist immer noch relativ unterbesetzt. Zwar gibt es schon sehr viele katapultstarke Tensorbeläge, die von vielen zum Ausgleich einer unsauberen Technik oder für den Umstieg von klassischen Belägen genommen werden, allerdings liegt diese Charakteristik, wie bei einem Donic Desto Belag, andro Plaxon oder Gewo Proton Neo nicht jedem Tischtennisspieler.
Besonders geübte Anfänger und Allround brauchen eher Beläge mit moderatem Katapult. Allerdings können dahingehend klassische Beläge zu langsam werden.
Eine der Neuerscheinungen dieses Jahr war der Donic Desto F4. Dieser unterscheidet sich von den bisherigen Desto-Versionen, ist mit einem feinporigen Schwamm ausgestattet und bietet Umsteigern auf FKE-Belägen einen guten Einstieg. Allerdings ist dieser sehr weich ausgelegt.
Härtere Klassiker bewegen sind meist mit einem Medium-Schwamm ausgestattet und sind daher härter als der weiche Desto F4. Und genau da kommt der neue andro GTT 45 ins Spiel. Im folgenden Test werde ich auch einige Vergleiche zu den härteren Klassikern wie Yasaka Mark V, Butterfly Sriver oder Donic Coppa ziehen und feststellen, für wen sich ein Umstieg lohnen könnte.
Technische Eigenschaften des andro GTT 45
Der GTT 45 besitzt einen feinporigen, orangenen Medium-Schwamm. Der Härtegrad von 45° kommt ziemlich genau hin. Das Obergummi ist nicht so elatisch wie bei anderen Tensor-Neuheiten. Weiterhin ist die Oberfläche nicht ganz so griffig, wie ich das schon gesehen habe. Die Noppenstruktur ist eher schmal und kurz ausgelegt.
Interessant dürfte das Gewicht des Belags sein. In der Verpackung wog mein Exemplar (schwarz 2,0mm) 85g. Im ungeschnittenen Zustand macht das 62g und geschnitten nur 42g!
Spieleigenschaften des andro GTT 45
Das Einkontern mit dem andro GTT 45 geht sehr leicht von der Hand. Es ist kein störender Katapult vorhanden. Das Tempo ist moderat und die Ballkontrolle ist überragend. Im Jugendtraining habe ich einige Jugendspieler mit dem Belag spielen lassen. Auch hier stellen sich die moderaten Eigenschaften als positiv heraus. Vor allem im Techniktraining unterstützt der Belag das Erlernen der neuen Schläge, bietet ausreichend Tempo und Rotation und besitzt eine gute Ballkontrolle.
Der Topspin und das Halbdistanzspiel
Der Eröffnungstopspins kann mit einer guten Rotation gespielt werden. Die Ballflugkurve ist dabei flach bis mittelhoch und relativ kurz. Das Trefferfenster ist ausreichend und es können bis zu mittelschnelle Topspins problemlos gespielt werden. Im Vergleich zum Donic Coppa beispielsweise ist die Ballflugkurve höher und es kann mehr Rotation mitgegeben werden.
Aus der Halbdistanz wird deutlich, dass der andro GTT 45 kein tempomaximierter Belag ist. Ich muss sehr viel Körpereinsatz bieten, um aus dem Belag etwas Durchschlagskraft heraus zu holen. Gegentopspins können dennoch sehr sicher und gefühlvoll gespielt werden, wobei etwas mehr Länge in den Schlägen vorhanden sein könnte. Leider fällt mir auch eine gewisse Ungenauigkeit im Balltreffpunkt auf, die anspruchsvolle und stark tangetial getroffene Topspins beeinträchtigt.
Am wohlsten fühlt sich der andro GTT 45 dann doch in Tischnähe und bei einer mittleren Schlaghärte.
Aufschlag, Rückschlag , Block und Schuss
Der Aufschlag kann mit dem andro GTT 45 relativ präzise gespielt und mit ausreichend Rotation versehen werden. Insgesamt bewegt sich das Rotationsniveau etwas unterhalb des durchschnittlichen Tensorbelags.
Die positive Seite dessen kommt hauptsächlich im Rückschlag zum Zuge. Die Spinanfälligkeit ist relativ gering, wodurch ein ungenauer Balltreffpunkt und Technikfehler gut ausgeglichen werden. Der moderate Katapult macht das kurze Ablegen und das sichere, konstante Unterschnittspiel problemlos möglich.
Auch können Bälle ähnlich flach wie mit einem Klassiker gespielt werden. Die Gesamthärte des andro GTT 45 lässt Druckschupfbälle und gehackte Schnittvariation zu.
Eine weitere Stärke findet sich im Blockspiel wieder. Während einige Beläge sehr viel Rotation annehmen oder durch einen starken Katapult sehr unkonstant wirken, können mit dem andro GTT 45 die Bälle problemlos über dem Tisch verteilt werden. Der passive Block ist durch den flachen Ballabsprung das Prunkstück, was es für den Gegner schwieriger macht mit Endschlägen zu agieren.
Das Schussspiel ist ganz in Ordnung, wobei für meine Ansprüche mehr Druck und Geschwindigkeit vorhanden sein muss. Dennoch können die hohen Bälle mit einer guten Präzision weggedrückt werden. In der Ballonabwehr kann sehr sicher gespielt werden. Wie auch im offensiven Halbdistanzspiel werden allerdings viele Bälle sehr kurz.
Vorteile gegenüber Klassikern
Wer meinen Beitrag Klassiker vs. Tensor gelesen hat, der kennt die großen Unterschiede zwischen den beiden Belagarten. Doch für geübte Anfänger, Jugendspieler in der Technikentwicklung oder Allrounder, die bisher auf Klassiker geschworen haben, könnte sich der Umstieg auf einen Belag wie den andro GTT 45 lohnen.
Dies liegt an den verbesserten Tempo und Rotationswerten, die mit dem GTT 45 gegenüber Klassikern vorliegen. Nun, das bieten andere Tensorbeläge zwar schon längst, jedoch liegt nicht jedem ein extrem schneller Belag. Auch sind die bisherigen Umsteigerbeläge mit starken Katapulteffekten ausgestattet, man denke nur mal an den Tibhar Nimbus, was nicht allen Spielern liegt.
Der Katapult und das Tempo des andro GTT 45 sind hingegen moderat. Zudem zeigt der Belag im passiven Spiel eine ähnliche oder leicht verbesserte Charakteristik gegenüber Klassikern.
Fazit zum andro GTT 45
Der andro GTT 45 gehört zur neuen Generation von FKE-Einsteigerbelägen, die vielen Spielern ein hohes Maß an Kontrolle und gesteigerte Tempo- und Rotationsmöglichkeiten bieten kann. Bisherige Klassikerspieler, die nicht auf weiche Tensoren ausweichen möchten, werden diesen Belag mögen.
Im Vergleich zu den maximierten Tensorbelägen wirkt der andro GTT 45 schon sehr langsam, aber extrem kontrolliert. Dadurch fehlt dem Belag die Durchschlagskraft anderer FKE-Beläge und ist für technisch gut ausgebildete und höherklassige Spieler eher uninteressant.
Gut ist auch das Preis-Leistungsverhältnis. Mit einer UVP von 34,95€ liegt der Belag von den Kosten her am unteren Rand der FKE-Beläge.