Mit dem Joola Golden Tango kommt ein weiterer Chinabelag auf den Markt. Allerdings wird dieser nicht in Fernost, sondern in Deutschland hergestellt.
Wenn ich also von einem Chinabelag spreche, dann handelt es sich um die Machart des Belags.
Typische Chinabeläge zeichnen sich durch ein sehr klebriges, hartes Obergummi aus. Der darunter klebende Schwamm ist traditionell auch sehr hart ausgelegt.
Für den europäischen Tischtennisspieler wirken derartige Beläge sehr undynamisch. Zudem sind die Ballflugkurven recht flach.
Der Spielstil unterscheidet sich ebenfalls. Es muss sehr hart und stark nach vorne in den Ball gegangen werden. Nur logisch, wenn der undynamische Chinabelag aktiviert werden soll.
Im Endresultat entstehen flache, kompromisslose Topspins, welche sehr früh genommen werden müssen, da nur ein geringes Trefferfenster vorhanden ist. Oder es kann ein knallhartes Schussspiel aufgezogen werden.
Manche Spieler fasziniert dagegen die Schnittentwicklung. In der Tat ergeben sich vor allem beim Aufschlagen oder im Unterschnittspiel Vorteile. Durch die klebrige Oberfläche kann mit Hilfe eines einfachen Handgelenkeinsatzes sehr viel Rotation auf den Ball übertragen werden.
Der größte Trend in den letzten Jahren ist der Versuch, die Eigenschaften von FKE-Belägen und Chinabelägen zu verschmelzen. Die mit einem Factory-Tuning versehen Beläge sollen dabei die Vorteile der Belagarten voll zur Geltung bringen.
Ein prominentes Beispiel wären die Stiga Genesis Beläge, bei denen ein chinesisches Obergummi mit einem japanischen Schwamm verklebt wurde. Solche Hybridbeläge weisen in der Tat interessante Spieleigenschaften auf.
Aber auch der deutsche Hersteller ESN mit seiner Tensortechnologie hat bereits einen Hybridbelag auf den Markt gebracht.
Der Xiom Vega China wurde schon in meinem Blog getestet. Für mich war es auch der erste Chinabelag, welcher wirklich einen ordentlichen FKE zur Geltung gebracht hat. Allerdings bremsen die Chinabelageigenschaften im offenen Spiel diesen Effekt etwas aus.
Daher bin ich auf den Joola Golden Tango sehr gespannt. Den Vega China habe ich als Vergleichsbelag aufgezogen. Der Retest des Xiom Belags diente als guter Vergleich.
Technische Eigenschaften des Joola Golden Tango
Wie zu erwarten fand ich nach dem Auspacken einen klebrigen Tischtennisbelag vor. Das Obergummi des Golden Tango besitzt eine normale Klebrigkeit, welche ich bei Chinabelägen erwarten würde.
Beim Ballaufheben mit der Oberfläche konnte ich den Ball ca. 10cm anheben, ehe dieser wieder auf den Tisch fiel. Im Vergleich zeigte die Klebrigkeit des Vega China ein ähnliches Ergebnis.
Der Schwamm vom Golden Tango besitzt ebenfalls keine Poren. Dieser ist aber wirklich bretthart mit seinen 54°.
Mein Exemplar (rot Max.) wog mit Verpackung 103g. Der ungeschnittene Belag hatte ein Gewicht von 71g. Geschnitten auf Stiga-Standard-Maß verblieben noch 48g. Ergo ist der Belag, wie zu erwarten, kein Leichtgewicht, aber gehört auch nicht zu den aller schwersten Tischtennisbelägen.
Spieleigenschaften des Joola Golden Tango
Von Anfang an fällt beim Joola Golden Tango die Direktheit und das sehr kompakte Spielgefühl auf. Der Belag wirkt in allen Situation sehr hart und auch etwas undynamisch.
Die direkte Ballrückmeldung und das moderate Tempo geben einem eine ordentliche Ballkontrolle. Die Ballflugkurve ist sehr flach, wobei das beim Einkontern zu keiner hohen Fehlerquote geführt hat.
Im Vergleich zum Xiom Vega China ist der Belag härter und undynamischer. Zudem besitzt der Golden Tango weniger Katapult und spielt sich allgemein langsamer.
Topspin, Endschlag und Halbdistanz
Im Spinspiel kann durch die Oberfläche eine gute Rotation erzeugt werden. Bei Eröffnungstopspins bietet der Belag sehr viel Sicherheit. Trotzdem muss darauf geachtet werden, den Ball flach und früh zu treffen, um keine harmlosen Heber zu produzieren.
Um Tempo zu machen, bedarf es an viel eigenem Armzug. Ebenso scheint eine starke Körperdrehung und ordentlicher Druck durch eigenen Körpereinsatz von Vorteil zu sein.
Endschläge sind knallhart, besitzen aber eher weniger Rotation. Der Joola Golden Tango wirkt in solchen Situation nur wenig spinelastisch, weshalb das klebrige Obergummi lediglich geringe Unterstützung bietet.
Aus der Halbdistanz spielt sich der Golden Tango problematisch. Es ist schwierig, den geeigneten Druckpunkt zu finden. Mehr Dynamik erweist hingegen der Xiom Vega China. Durch den weicheren Schwamm (immer noch sehr hart) gräbt sich der Ball besser ein. Mehr Rotation und eine einfachere Handhabung beim Gegentopspin sind die Folge.
Am Tisch kann jedoch auf jeden Angriffsball des Gegners kompromisslos geantwortet werden. Besonders gut gefallen mir die Schüsse auf langsame Topspins. Ich würde sagen, dass das der Paradeschlag im Angriffsspiel mit dem Joola Golden Tango ist.
Aufschlag und Rückschlag
Im Aufschlagspiel ist die Spinentwicklung hervorragend. Mit ein wenig Handgelenkeinsatz können sehr gefährliche Aufschläge produziert werden. Darin sind sich Golden Tango und Vega China ähnlich. Meine Sidespinaufschläge mit Kick haben so einige Gegner verzweifeln lassen 😉
Schwieriger gehen die schnellen Aufschläge oder spinlosen Services. Gegen Noppengegner, wo solche Aufschläge zwingend notwendig sind, hatte ich meine Probleme. Das Obergummi will dem Ball immer etwas Schnitt mitgeben.
Im Rückschlagspiel wirkt der Belag erstaunlich sicher, obwohl die Oberfläche extrem auf den gegnerischen Schnitt reagiert. Die Gründe liegen aber auf der Hand. Zum einen ist der Belag extrem undynamisch und langsam im passiven Spiel. Das schafft schon einmal eine gewisse Sicherheit.
Zum anderen absorbiert das klebrige Obergummi jeglichen Schnitt des Gegners und lässt den Ball in die eigene Spinrichtung „abprallen“. Im Endresultat kann sehr einfach, flach und gefährlich retourniert werden.
Ganz besonders sind auch die langen, gehackten Unterschnittbälle zu erwähnen. Es kann tief und hart in den Ball gegangen werden. Gegner, die sowieso schon Probleme mit Schnitt haben, verzweifeln dann völlig 😉
Jegliche Art von Flipbällen hat mir mit dem Joola Golden Tango zugesagt. Spinnige Bananenflips waren schon recht ecklig. Naja, zumindest für die Gegner. Harte Flips über dem Tisch gelingen einwandfrei.
Block, Schuss und Ballonabwehr
Im Blockspiel wirkt der Golden Tango sehr langsam. Wenn das Schlägerblatt geschlossen bleibt, sind sichere, flache Blockbälle an der Tagesordnung. Es muss jedoch aufgepasst werden, die Bälle früh und mit geschlossener Haltung zu nehmen.
Späte Blocks sind zu harmlos und werden durch die starke Schnittannahme recht hoch, während Spinblocks sehr gefährlich wegtauchen, aber schwierig zu spielen sind.
Im Schussspiel kann viel Druck aufgebaut werden. Der Belag ist, wie schon erwähnt, sehr direkt und kompromisslos. Aus der Ballonabwehr hingegen geht nur wenig. Da wünschte ich mir einen dynamischeren Belag. Allgemein ist das tischferne Spiel eine große Schwäche. Lediglich die Schnittabwehr funktioniert recht gut.
Fazit zum Joola Golden Tango
Der Joola Golden Tango ist ein Belag, der über große Stärken und Schwächen verfügt. Daher ist dieser als sehr speziell einzuordnen und bedient nur einen gewissen Spielertyp.
Aber nun nach der Reihe.
Zunächst ist der Belag im Vergleich zum Xiom Vega China undynamischer, langsamer und härter. Außerdem würde eine deutlichere Nähe zu traditionellen Chinabelägen bescheinigen. Der Tensoreffekt fällt beim Golden Tango recht gering aus.
Sehr gut spielbar sind harte Endschläge und kompromisslose Topspins am Tisch. Eine große Gefährlichkeit besitzt der Belag beim spinnigen Aufschlagen oder bei Eröffnungsflips über dem Tisch. Die Unterschnittbälle sind auch nicht gerade schlecht.
Große Nachteile bietet der Golden Tango aus der Halbdistanz, wo nur wenig Dynamik auf die Platte gebracht werden kann. Etwas enttäuschend ist auch die Spinentwicklung beim Topspin, was zeigt, dass die Rotation hauptsächlich durch die Oberfläche und nicht durch die Spinelastizität produziert wird.
Zwar bietet der Joola Golden Tango viel Kontrolle, was aber nicht über die Tatsache hinweg täuschen darf, dass dieser extrem auf gegnerischen Spin reagiert, wenn der Schlägerwinkel nicht korrekt ist oder die Bälle zu spät genommen werden.
Ich würde daher den Belag für tischnahe Allrounder oder Schussspieler empfehlen, die auf einen gefährlichen Unterschnitt und knallharten Schuss beim Endschlag angewiesen sind.
Für Halbdistanzspieler oder klassische Topspinspieler bietet der Joola Golden Tango ohne Belagtuning nur wenig Vorteile. Dagegen besitzt der Vega China schon mehr Möglichkeiten, ohne aber seine Chinabelageigenschaften komplett aufzugeben.
✓ Extremer Unterschnitt
✓ Gefährliche Aufschläge
✓ Knallharter Endschlag
✓ Gute Kontrolle
✗ Extrem Spinanfällig
✗ Halbdistanzspiel
✗ Spinelastizität und Schnittentwicklung beim Topspin