„Tischtennis ist ein Phänomen, dem sich niemand entziehen kann. Die ganze Welt kennt es, fast jeder spielt es. Und allen anderen sei gesagt: Sie haben bisher viel verpasst!“
Es gibt viele Gründe, warum ich Tischtennis liebe. Als ich mit 11 Jahren meine ersten Versuche im Tischtennis gemacht habe, war es vor allem der Ehrgeiz jeden Gegner zu schlagen, der mich voran trieb. Heute ist es die fast unbeschreibliche Faszination am Tischtennis, an der Platte und Abseits, die mich dazu bringt, Tischtennis zu lieben. Und genau über diese Faszination und Begeisterung für den Tischtennissport schreibt Jan Lüke in seinem Buch „111 Gründe, Tischtennis zu lieben – Eine Liebeserklärung an die grossartigste Sportart der Welt“.
Worum geht es in dem Buch „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“ eigentlich?
Das Buch „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“ umfasst viele Begebenheiten des Tischtennissports, die für uns Tischtennisspieler von großer Bedeutung sind und unseren Sport prägten. So beschreibt Jan Lüke die Geburtsstunde des modernen Tischtennis in einem Keller in der österreichischen Provinz, als Waldemar Fritsch das erste Schwammgummi entdeckte, was der Beginn eines technologischen Wettrennens in der Belagentwicklung bedeutete. Auch lernen wir, dass es im Tischtennis ebenfalls einen Mozart gibt und, im Gegensatz zu dem Mozart als Musiker und historische Figur, lebt dieser heute noch. Es handelt sich natürlich um die Tischtennislegende Jan-Ove Waldner, der im übrigen diesen Monat seine aktive Laufbahn im Alter von 50 Jahren beendet. Es gibt noch mehr Ereignisse und Persönlichkeiten des Tischtennissports, die es in „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“ geschafft haben. Der Sieg bei den Weltmeisterschaft 1989 in Dortmund durch Steffen Fetzner und Jörg Rosskopf, Eberhardt Schöler und seine berühmte „Schöler-Peitsche“ sowie Werner Schlager, mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2003, die bis dato Letzte als ein Nicht-Chinese, sind einige Beispiele, warum wir Tischtennisspieler unseren Sport lieben und woran wir uns gerne erinnern.
Noch wichtiger, als eine Aufreihung einfacher Fakten wiederzugeben, ist dem Autor die Denkweise und den Geist des Tischtennissports anderen nahezubringen. Tischtennis spielt, obwohl alle Leute es kennen und nahezu jeder schon mal an einer Tischtennisplatte den einen oder anderen Wettstreit ausgetragen hat, in den Medien und in den Köpfen der Menschen als Sportart nur eine untergeordnete Rolle. Viele sprechen sogar davon, dass Tischtennis weniger Sport als vielmehr ein nettes Hobby ist. Da mag es nicht verwundern, dass Tischtennis sogar dafür bezahlen muss, im Fernsehen ausgestrahlt zu werden. Und eben im Geiste dieses Gegensatzes, den ein Tischtennisliebhaber ertragen muss, das Aberkennen eine richtige Sportart zu sein und dennoch das Spiel um das kleine Rund als Leidenschaft auszuleben, wird mit Begeisterung jede noch so kleine Annerkennung zelebriert. So hört das Tischtennisherz mit Freude, dass die deutsche Nationalmannschaft ohne Tischtennisplatte nicht auskommt, dass prominente Tischtennisspieler, wie Tom Hanks in Forest Gump oder Mario Gomez bei seiner Reha, Tischtennis in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, oder dass die Sportfreunde Stiller lieber Tischtennis als Fußball mögen, trotz des WM Songs von 2006. Das Geltungsbedürfnis ist wichtig, denn Tischtennis ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt, aber wird hierzulande als solche nicht wahrgenommen.
Dabei sind die Argumente von Jan Lüke für das Tischtennis als ganzes erdrückend. Naja, zumindest aus der Sichtweise eines Tischtennisspielers. Während die Mythen um den Fußball weitestgehend für die breite Öffentlichkeit geklärt sind, ist Tischtennis ein offenes Buch. Jeder weiß, wenn ein Linienrichter bei einem Fußballspiel die Fahne hebt, dass es Abseits ist. Wenn im Tischtennis ein „Stopp“ kommt, weiß nicht jeder, was gerade passiert ist. Noch verwirrender ist es, die Bedeutung zu verstehen, wenn ein Holz auch aus Holz gemacht sein muss. Was ich für mich schon heraus gefunden habe und was durch dieses Werk noch verdeutlicht wird, ist die Tatsache, um Tischtennis zu verstehen, muss man es auch lieben. Es gibt so viele Facetten und Einzelheiten, die den Tischtennissport besonders machen. Allein dafür, weil es nicht jeder versteht, dafür mag ich Tischtennis umso mehr.
In „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“ spielt Selbstironie und Humor, gepaart mit ein paar wenigen, ernsten Tönen, eine große Rolle. Ohne in die Komik zu verfallen, versteht es der Autor den Kern der Tischtennisphilosophie zu treffen. Als einer von uns gibt Jan Lüke bemerkenswerte Einsichten ins Tischtennis.
Zur Geltung kommt auch die unterschiedliche Wahrnehmung des Tischtennissports in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern, allen voran China. Wenn ein Timo Boll in Berlin zu Fuß geht, dann gibt es hin und wieder mal jemanden, der ihn erkennt und wahrnimmt. Wagt er hingegen das Gleiche in Peking, so sollte er besser ein paar Bodyguards mitbringen. Die Chinesen lieben Tischtennis. Und sind auch enorm erfolgreich. Seit 2004 ist es keinem Nicht-Chinesen mehr gelungen in das Bollwerk der chinesischen Topspieler einzudringen und Weltmeister oder Olympiasieger zu werden. Aber dabei ist China nicht nur Vorreiter, sondern auch ein Vorbild für das Tischtennis, was in dem Buch ebenfalls gewürdigt wird.
Neben der vielen Tradition versucht sich Tischtennis immer neu zu erfinden. Ein tolles Beispiel ist Clickball. Anders als beim normalen Tischtennis wird das Tischtennisholz nur mit Sandpapier belegt. So war es früher, vor der Erfindung des Noppengummi und der Belagrevolution, schon. Und im Gegensatz zum normalen Tischtennis hat das, ich nenne es mal Retro-Tischtennis, auch mediale Relevanz erlangt. Einmal im Jahr treffen sich im Alexandra Palace, direkt nach der Dart-WM, interessanterweise wurde auch der Dartsport ebenso lange Zeit nicht als richtige Sportart anerkannt, die Clickballspieler aus aller Welt zur World Championship of Ping Pong. Es ist bezeichnend, dass gerade im Hinblick auf die vielen Regeländerungen der vergangenen Jahre, die Urform des Tischtennis auf begeisterte Zuschauer stößt.
Das zeigt im vollen Umfang das Potential, dass diese große Sportart besitzt, auch im Hinblick auf die breite Masse. Und in dieser Botschaft liegt die Kernaussage von „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“. Tischtennis verzaubert fast eine halbe Milliarde Menschen in China. Tischtennis lässt das „Ally Pally“ beben und begeistert viele Zuschauer vor dem Fernseher. Tischtennis ist ein Volkssport, der sowohl jung als auch alt erreicht. Tischtennis ist ein gesundheitsfördernder Sport. Tischtennis steht für Fairplay. Und warum dann nicht vom kleinen, weißen Ball in den Bann gezogen werden? Vermutlich weil es noch nicht ausprobiert wurde.
Mein Fazit zu „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“
Ich habe selten ein Buch so schnell und interessiert durchgelesen. Gut, ich bin auch als passionierter Tischtennisspieler die primäre Zielgruppe dieses Werks. „111 Gründe, Tischtennis zu lieben“ spricht einem Tischtennisspieler aus der Seele. Auch ohne durch die Tischtennisbrille zu blicken, bietet der Autor Jan Lüke unterhaltsame und spannende Geschichten und Fakten rund um den Tischtennis Sport an, die für jeden interessierten Leser einen großartigen Einblick ins Tischtennis geben. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen. Preislich ist es mit 9,99€ im Taschenbuchformat auch sehr günstig.
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Bedanken möchte ich mich auch noch beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, der mir ein kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet hat, sowie das Bildmaterial für diesen Beitrag zur Verfügung stellt.